K u n s t u n d M i g r a t i o n
Ausstellung in der Kunsthalle Bahnitz vom 4 Mai. bis 15 Juli. 2013
Kunsthalle Bahnitz
Dorfstr.1
14715 Milower Land / Ortsteil Bahnitz an der Havel
Künstler:
Angiola Bonanni / Italien
Juan Manuel Echavarria / Kolumbien
Jarg Geismar / Deutschland
Kollektiv Migrantas / Argentinien
Matias Costa / Argentinien
Rogelio López Cuenca / Spanien
Marisa Maza / Spanien
Rivka Rinn / Israel
Salah Saouli / Libanon
Lisa Schmitz / Deutschland
Santiago Sierra / Spanien
Gisela Weimann / Deutschland
Vadim Zakharov / Russland - Niklas Nitschke /Österreich
Kuratoren: Bodo Rau, Rafael López Borrego, Lisa Schmitz
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der
Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg
Frau Dr. Doris Lemmermeier
Die Ausstellung wird unterstützt durch:
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg
Landkreis
Havelland
Kulturverein Bahnitz
K u n s
t u n d M i g r a t i o n
Die
Migration ist ein soziales und kulturelles Phänomen, das so alt ist wie die
ganze Menschheitsgeschichte. Weitreichende globale Verflechtungen führen in der
heutigen Informationsgesellschaft zu zunehmenden Migrationsbewegungen.
Die
menschliche Migration hat unterschiedliche Ursachen. Die Gründe dieser
Entwicklung können im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, militärischen,
ökologischen oder kulturellen Bereich liegen. Diese Faktoren beeinflussen
weltweit die individuelle oder kollektive Entscheidung der Migranten, die die
Komplexität des Phänomens in mannigfaltiger Weise widerspiegelt. Mit den
Wanderungsbewegungen gehen komplexe kommunikative Prozesse in den Ankunfts- und
Abgangsländern einher. Individuelle Begegnungen zwischen den Migranten und
Einheimischen führen zu gesellschaftlichen Veränderungen, die sich in direkter
Weise ereignen. Mangelndes Verständnis und abgrenzendes Einfühlungsvermögen
führen häufig zu erheblichen Einschränkungen, die sich in politisch gewollten
Migrationsbarrieren äussern. Ausgrenzungstendenzen und Getthoisierung ist die
Folge. Dies wird z.B. deutlich an der aktuellen Debatte um die Einwanderung von
Sinti und Roma in Westeuropa, sowie den Migrationsströmen aus Afrika in
Südeuropa.
Menschen
verändern ihren Lebensmittelpunkt nicht nur aus politischer, sozialer und
wirtschaftlicher Not oder aufgrund von Kriegswirren, sondern sie agieren auch
aus eigenem und freiem Willen ohne äusseren Druck, sei es aus kultureller
Neugier, geistiger Beweglichkeit oder aufgrund beruflicher Perspektiven. Hin-
und Her-Bewegungen sind zum Markenzeichen unserer heutigen rastlosen
Gesellschaft geworden.
Künstler
sind aufgrund ihrer eigenständigen Arbeitsstrategien per se Spezialisten der
Migration. Dabei setzen ihre individuellen Erfahrungen und Arbeitspraxen
Energien frei, die sich aufgrund des freiwillig isolierten individuellen
Beobachterstatus und des gleichzeitigen Eintauchens in das kultuelle
Sozio-Geflecht einem freien Fall in den Arbeitsprozess aussetzen, den eigenen
Gesetzen der Bewegung und Migration folgend. Der Weg ist das Ziel, und durch
die kontextuell angewandte Materialisierung bestimmen Inhalt, Form und
Werkmittel die nomadisierende Arbeitshaltung. Ihre besondere Sicht kann ganz
eigene und überraschende Anwendungen der unterschiedlichen künstlerischen
Positionen ergeben, die sich in ihren Arbeiten verdeutlichen. Hierdurch ist es
möglich, dass wir uns in andere Lebenswelten einfühlen können. Einige Künstler
thematisieren das Thema Emigration aus ihrer eigenen Erfahrung. Arbeiten die
aus diesem Konzept hervorgehen, sensibilisieren und vertiefen unser Verständnis
des Phänomens der Wanderung.
Das
Ausstellungsprojekt Kunst und Migration
reflektiert und vermittelt das Phänomen der Migration aus dem Blickwinkel der
aktuellen künstlerischen Praxis und Produktion. Das Projekt soll zeigen, wie
die "autobiographischen Erfahrungen der Künstler mit Migration" und
auch die "individuellen und kollektiven Erfahrungen von Migranten und
deren vielschichtigen Erscheinungsbilder“ den Fokus des künstlerischen
Prozesses darstellen.
Kunst
ermöglicht auf unterschiedliche Weise die Frage zu stellen, was Migration und
Nomadentum in einer globalisierten Welt heute bedeuten. Die künstlerischen
Arbeiten lancieren eigenständige Sichtweisen und Erkenntnisprozesse im Umgang
mit diesem komplexen Thema, das durch die Wahrnehmung und Überwindung von
Grenzen, durch individuelle Geschichten und Schicksale von MigrantInnen und
Vertriebenen geprägt sind. Der Blick auf die historischen Fakten der
Kolonialisierung und aktuellen Neokolonialisierung wirft ebenso wichtige Fragen
auf, wie auch das Thema der Bildung von Parallelgesellschaften im Rahmen der
Globalisierung.
Nicolas
Bourriaud weist in seinem Buch Postproduction:
Culture as Screenplay: How Art Reprograms the World darauf hin, dass sich mit zunehmendem
freiwilligen Nomadentum und mit erzwungenem Exil die Künstler die Frage
stellen: Was bedeutet Migration und was ist kulturelle Identität? Sie erkunden
den Ursprung und denken nach über die Prozesse der Mutation der Identität.
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