viernes, 23 de marzo de 2018

Sehnsucht nach Landschaft

















Greta Alfaro, In Ictu Oculi, Videostill, 2009


Ausstellung

Sehnsucht nach Landschaft

in der Kunsthalle Bahnitz

vom 5. Mai bis 30. September 2018




Von den Begriffen Landschaft und Lebensraum fühlt sich fast jeder Mensch angesprochen. Doch die damit verbundenen individuellen und subjektiven Vorstellungen weichen sehr voneinander ab. Eine Ausstellung des Kunstverein Bahnitz e.V. will das zur Diskussion stellen und thematisiert unterschiedliche Kategorien von Landschaft, die in den Arbeiten von 19 internationalen Künstlern und Künstlerinnen zum Ausdruck gebracht werden.
In der aktuellen künstlerischen Auseinandersetzung mit Landschaft steht nicht mehr das rein Äußerliche im Zentrum der Aufmerksamkeit. Weit entfernt von der Suche nach einer Idylle und von einer Idealisierung der Landschaft bewegen sich die Künstler und Künstlerinnen in einem erweiterten Natur- und Landschaftsbegriff. Es geht nicht mehr nur darum, das Atmosphärische der Natur abzubilden. Inneres und Äußeres verschmelzen häufig, sodass sich in der Darstellung einer realen oder imaginierten Landschaft gleichzeitig eine innere Landschaft spiegelt. Dabei wird Gesellschaftliches und Privates reflektiert.
Durch differenzierte und subtile Spurensicherungen und in einer nuancierten Wahrnehmungsarbeit wird im Zusammenhang mit Landschaftsveränderungen auch das Verschwinden des Sichtbaren registriert. Diese visuelle Vermittlung der vielschichtigen Identität unterschiedlicher Wahrnehmungs- und Bedeutungsebenen von Landschaft durch Künstler soll die Imagination der Betrachter und einen Prozess der subjektiven und objektiven Reflexion anregen.
In der Ausstellung werden zeitgenössische künstlerische Arbeiten der Bereiche Skulptur, Objekt, Installation, Malerei, Fotografie und Video gezeigt, die dem Betrachter eine andere Sichtweise zum Thema Landschaft ermöglichen sollen.
Teilnehmende Künstler und Künstlerinnen: 

Greta Alfaro, Marion Angulanza, Hermann Bachmann, Christa Biederbick, Karlheinz Biederbick, Birgit Borggrebe, Ulrich Bülhoff, Katja Gragert, Jobst Günther, Sabrina Jung, Matthias Koch, Jutta Pelz, Jörg Sasse, Yehudit Sasportas, Christian Sery, Hector Solari, Hans Thielmann, Rafael Tormo i Cuenca, Shira Wachsmann

Kurator: Bodo Rau

Ort: Kunsthalle Bahnitz, Dorfst.1, 14715 Bahnitz (Milower Land)
Eröffnung: Samstag, 5. Mai 2018, 12 Uhr, mit musikalischer Darbietung von Derya Takkali 
Begrüßung durch Bruno Kämmerling, Geschäftsführer der KulturStiftung Havelland
Dauer: 5. Mai bis 30. September 2018
Öffnungszeiten: Fr-So 11-17 Uhr und nach Vereinbarung
Die Ausstellungseröffnung findet am Wochenende der Tage der offenen Ateliers im Land Brandenburg statt (5./6. Mai 2018). Im Künstlerdorf Bahnitz werden mehrere Ateliers für Publikumsverkehr geöffnet sein. Außerdem wird es kulturelle Veranstaltungen und gastronomische Angebote geben.

Mit freundlicher Unterstützung von:
Landkreis Havelland
       






Sehnsucht nach Landschaft

Wer Sehnsucht hat, den drängt es, hinwegzukommen zu einem Unerreichten, Begehrten, Schönen, Fernen. Nun allerdings wird in der Landschaft das seelische Motiv zur Ruhe gebracht. Ferne und Nähe kommen ins Gleichgewicht. Das Drängen wandelt sich in Betrachtung. Von seinem Ruhepunkt aus, die Nähe der Natur spürend, sieht der Mensch, wie sich Wege, Gestade, Baumgruppen in der Ferne verlieren, wie sich über Hügel und Gebirge der Himmel spannt, mit Wolkengebilden, Farben, Sonnenlicht. Die Pflege der verschlüsselten Sehnsucht wurde für viele Maler zur Lebensaufgabe. Landschaft erwies sich als Angelegenheit der Kunst. Und sie wurde zur Angelegenheit des Lebens und der Kultur. Wir sprechen von Lebensraum und  Kulturlandschaft.
Diese Begriffe schleppen nun allerdings ihr Gegenteil mit sich: Es ist die Landschaftszerstörung. Sie ist Menschenwerk. Denken wir an Zersiedelungen, Industrieanlagen und -brachen, an Bohrtürme, Tagebau, Rollfelder, Trassen, Sperrzäune, Müllhalden, Waldrodungen, Versteppungen, Brände, Testgelände, Schlachtfelder, Trümmerfelder. Hiermit konfrontiert, können wir uns nicht mehr in Landschaft einfühlen, es entsteht Ablehnung und seelische Leere. Zumindest ändern sich unsere Lebensgewohnheiten. Wir durchwandern die Landschaft nicht mehr wie früher, wir durchfahren sie und überfliegen sie. Sie wird zur Landkarte. Sie wird gleichgültig und zur Ferienkulisse. Durch Technik und das urbane Leben gerät Landschaft aus dem Blick. Sehnsucht nach Landschaft erscheint geradezu als Behinderung des Fortschrittes und Wachstums. Nun allerdings wird hier auch der Verlust empfunden und Widerstand geweckt.
Alle diese Gegebenheiten und Umwälzungen in unserer Zeit erweisen sich als Angelegenheit der Kunst. Mit dem Blick auf Raum und Struktur verbinden sich Kritik und Rückbesinnung. Es wird die verschlüsselte Sehnsucht mitschwingen.
Dies sichtbar zu machen, ist das Projekt der Kunsthalle Bahnitz. Das  Thema Sehnsucht nach Landschaft enthält das Motiv der Umkehr und führt zu vielfältigen künstlerischen Fragestellungen.

Karlheinz Biederbick
Bahnitz im Januar 2018