Ausstellung: Geometrie in der Kunst
Alfonso Sicilia Sobrino - Fiberglas Jungle
Josef Albers - Das Quadrat
5. Mai - 30.September 2012
Alfonso Sicilia Sobrino
Fiberglas Jungle
Die sorgsam
ausgearbeiteten, abstrakten Bilder von Alfonso Sicilia sind voll geometrischer
Formen und brillanter Farben, die auf die Geschwindigkeit der zeitgenössischen
Gesellschaft hindeuten. Sie sind wie sich kreuzende Autobahnen, auf denen sich
die Lichter der Autos in rasanter Schnelligkeit bewegen. Sie sind der Spiegel
eines Verhaltensmusters, einer Lebensart, die von Arbeit und Stress beherrscht
wird. Denken wir in diesem Zusammenhang auch an die Informations- und
Kommunikationswege, die gerade in den letzten Jahren durch die Entwicklung des
Internets Nachrichten in einer zeitgleichen Geschwindigkeit übermitteln. Diese
Netze und mit ihnen die Vernetzungen des Wissens erlauben uns, jeglichen
Zweifel an jedem Ort auf der Welt mit einem einzigen Klick auszuräumen.
Feuerwerke
werden gezündet, wie Kandinsky sagt, und dabei taucht die Dialektik des "Chaos"
und der Zerstörung auf und überflutet die scheinbare Ordnung der Objekte mit
Farben. Das im Kino und in den täglichen Nachrichtensendungen so gegenwärtige
Katastrophen-denken zeigt sich klar in Alfonso Sicilias Bildern.
Offenbar gibt
es jedoch hinter den brillanten, ansprechenden und anziehenden Farben, die uns
anregen, uns dem Werk zu nähern und es anzuschauen, ein Sediment von Bitterkeit
einer Gesellschaft, die sich impulsgesteuert bewegt, und in der die
Schnelligkeit und die Neuigkeiten ebenso wichtig sind, wie das Geld, das sie
hervorbringt. In den Worten des Künstlers selbst leben wir "… in einer
gewaltsamen, aber ästhetisierten Welt. Eine(r) Ästhetik der Zerstörung und der
Unordnung." Denn viele Nachrichten, die uns präsentiert werden, wurden -
genau wie die Farben seiner Bilder - bearbeitet, um ein Publikum anzuziehen,
das problemlos Informationen verschlingt, aber nicht darüber nachdenkt, dass
das, was man sieht, ein brutaler Angriff eines Heeres ist oder Bomben, die über
einer Stadt abgeworfen werden, die Gebäude zerstören, Menschen töten und Leid
hervorrufen. Alle Nachrichten werden in einer ästhetischen Linie
zusammengemixt, aus ihnen wird ein Spektakel gemacht, und die Informationen
werden zu Konsumobjekten.
Ähnliches
passiert in Sicilias Bildern, die Schönheit in der Kunst ist wichtig, aber auch
die Reflektion über das Werk als solches. Alfonso Sicilias Werke haben im Hintergrund
eine Härte, die analysiert werden muss. Sie antizipieren eine chaotische
Zukunft voller wunderschöner Farben.
Wie bereits
Walter Benjamin in seinem Essay über den Begriff der Geschichte festgestellt
hat, bewirkt der beschleunigte Rhythmus der Technik an erster Stelle den
Verlust der Tradition und an zweiter Stelle erzeugt er im Unbewussten die
Vorstellung, seiner Zeit voraus zu sein. Alfonso Sicilias Bilder zeigen uns
eine beschleunigte Zukunft, in der sich unter einer scheinbar schönen
Oberfläche ein Wechselspiel zwischen Ordnung und Unordnung ereignet, aus
welchem der Betrachter plötzlich eine Raumerfahrung gewinnt.
Was wir sehen,
sind graphische Flächen und Bänder. Aus diesen Ebenen schießen plötzlich
Schwünge hervor, elegant und dynamisch, hitzig und abrupt. Die damit verbundene
Gestik führt den Betrachter in einen Handlungsraum, in welchem er Akteur werden
kann.
Text von Rafael
López Borrego (2007)
Übersetzt von Bodo Rau
Übersetzt von Bodo Rau
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